Schuld- und Schamgefühle von stillenden Müttern

Elternvertrauen |  3 Minuten Lesezeit

Stillende Mutter

Studien haben gezeigt, dass Frauen oft Schuldgefühle und Scham empfinden, wenn ihre während der Schwangerschaft gemachten Stillpläne nach der Geburt nicht aufgehen. Hier können Hebammen helfen.

Es ist seit Langem bekannt, dass Mütter in der Stillzeit häufig mit eigenen Gefühlen von Schuld und Scham konfrontiert sind. Manche Mütter schämen sich, weil sie ihr Kind nicht uneingeschränkt stillen können, andere haben ein schlechtes Gewissen, weil sie einen Muttermilchersatz verwenden. Andere wiederum fühlen sich unzulänglich und kommen in Gesprächen mit Ärzten und medizinischem Fachpersonal in Verlegenheit, weil sie das Gefühl haben, sie hätten versagt.

Negative Erfahrungen und Emotionen haben Folgen für die Laktation und das Stillen und können eine postpartale Depression begünstigen. Es ist daher wichtig, zu verstehen, wie und wann die Emotionen der Frauen entstehen – und welche Maßnahmen getroffen werden können, um gefährdete Mütter individuell zu betreuen.

Um mehr über die Zusammenhänge zwischen Schuldgefühlen, Scham und dem Stillen zu erfahren, haben sich britische Forscher systematisch mit internationalen Studien aus Industrieländern wie Großbritannien, USA, Frankreich, Schweden und Norwegen beschäftigt. Dabei haben sie vier zentrale Themenbereiche erkannt und definiert: „unzureichend vorbereitet ohne wirksame Unterstützung“, „Moral und empfundenes Verurteilen (Stillen)“, „Frustration bei der Säuglingsernährung“ sowie „Versagen, Angst und verbotenes Handeln (Ernährung mit Muttermilchersatz)“1.

Erwartungen und Realität


Die untersuchten Studien hatten alleiniges Stillen, eine Kombination aus Stillen und Zufüttern (Zwiemilchernährung) sowie ausschließliche Ernährung mit Muttermilchersatz zum Thema. Dabei wurde festgestellt, dass das Risiko, Schuld- und Schamgefühle zu entwickeln, von den Erwartungen der Frauen während der Schwangerschaft abhing. Probleme mit Schuldgefühlen entstanden nach der Geburt, als die Frauen mit ihrer eigenen, individuellen Ernährungssituation konfrontiert wurden – und ihre Vorstellungen nicht erfüllt wurden.

Nehmen wir als Beispiel eine schwangere Frau, die ihr Kind ausschließlich mit Muttermilchersatz ernähren wollte, sowie eine andere Frau, die ausschließliches Stillen wünschte. Nach der Geburt hatte die Mutter mit dem Muttermilchersatz ein 7-fach geringeres Risiko, Schuldgefühle zu entwickeln, als jene Mutter, die nur stillen wollte, jedoch letztendlich auf einen Muttermilchersatz vertrauen musste. Es überrascht daher nicht, dass Mütter, die zu Beginn nur stillten, jedoch später ausschließlich auf einen Muttermilchersatz umsteigen mussten, auch stärkere Schuldgefühle empfanden.

Es zeigte sich, dass eine gute Vorbereitung auf die Realität des Stillens durch Ärzte und medizinisches Fachpersonal eine wichtige Rolle spielte. Die in den Studien beobachteten Frauen hatten das Gefühl, während der Schwangerschaft nicht ausreichend auf die Herausforderungen nach der Geburt vorbereitet worden zu sein. Ihre Erwartungen wurden nicht erfüllt – wodurch sie Scham-, Schuld- und Angstgefühle entwickelten. Sie fühlten sich, als hätten sie die Probleme verschuldet, als wären sie schlechte Mütter.

Auf der anderen Seite waren zu sehr involvierte Ärzte und medizinische Fachkräfte für die Selbstwahrnehmung der Mütter ebenso abträglich. Kritische Bemerkungen über Brüste oder Brustwarzen sowie ein zu enger nicht einvernehmlicher Körperkontakt (wenn beispielsweise eine Fachkraft die Brust der Mutter hielt und drückte) führten ebenfalls zu Schamgefühlen und Verlegenheit.

Ein Gefühl der Geringschätzung


Es kann nicht geleugnet werden, dass das ausschließliche Stillen während der ersten sechs Monate die ideale Ernährungsweise für Neugeborene darstellt. Leider wurden Mütter von Schuldgefühlen geplagt, wenn sie Schwierigkeiten hatten, dieses Ziel zu erreichen.

Dabei handelte es sich nicht nur um internalisierte Schuldgefühle, von denen 37,6% der stillenden Frauen in diesen Studien betroffen waren. Über 32% der Mütter hatten das Gefühl, andere Menschen würden über sie urteilen, weil sie einen Muttermilchersatz verwendeten. Eine Mutter drückte es so aus: „Es existieren durchaus Meinungen, dass eine stillende Frau eine bessere Mutter ist.“

Und wenn es beim Stillen Probleme gab, gaben manche Frauen vor, es wäre alles in Ordnung, damit sie vor ihren Familien, Ärzten und anderem medizinischem Fachpersonal nicht als schlechte Mütter dastanden. Das bedeutet jedoch, dass sie keine Hilfe suchten und Angst hatten, als Versagerinnen abgestempelt zu werden.

Der nächste Faktor ist die Rolle von Ärzten und anderem medizinischem Fachpersonal bei der Entstehung von Schuldgefühlen. Das Forschungsteam fand heraus, dass 64% der Muttermilchersatz verwendenden Mütter Schuldgefühle hatten, weil Mediziner sie für ihre Stillprobleme verantwortlich machten. Auch diese Frauen hatten das Gefühl, gegenüber Ärzten und Fachpersonal nicht ehrlich sein zu können.

„Jede Mahlzeit zählt“


Das Wohlbefinden der Mutter ist von essenzieller Bedeutung, damit sie eine gesunde Beziehung zur Ernährung ihres Kindes entwickelt und sich selbst positiv wahrnimmt. Die Wissenschaftler fordern eine realistischere und vorurteilsfreie Unterstützung, bei der die Mütter im Mittelpunkt stehen, um Schuld- und Schamgefühle bei stillenden Müttern zu vermeiden. Darüber hinaus müssen Mütter, die auf einen Muttermilchersatz angewiesen sind, von Ärzten und medizinischem Fachpersonal mit praxisnahen Informationen sowie emotional unterstützt werden.

Statt der Ansicht, Muttermilch sei das Beste, empfehlen die Wissenschaftler das Motto „Jede Mahlzeit zählt“. Damit entwickeln Frauen eine positive Wahrnehmung ihrer individuellen Betreuungs- und Stillsituation – und bauen das nötige Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Mutter auf.

Übergewichtige und adipöse Frauen haben oft Probleme beim Stillen. Einige der Probleme sind physiologischer Natur; andere werden durch eine Stigmatisierung dieser Frauen verursacht. Die Bandbreite reicht dabei von häufigeren Problemen mit den Brustwarzen über die Scham, in der Öffentlichkeit zu stillen, bis hin zur mangelnden Unterstützung durch Ärzte und medizinisches Fachpersonal.

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Literatur

 

1. Jackson L, De Pascalis L, Harrold J, Fallon V. Guilt, shame, and postpartum infant feeding outcomes: A systematic review. Matern Child Nutr. 2021 Jul;17(3):e13141.

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