Verwendung inklusiver Sprache gegenüber jungen Eltern

Selbstverwaltung |  3 Minuten Lesezeit

Hebamme zu Hause bei Eltern

Die Academy of Breastfeeding Medicine empfiehlt bei der Arbeit mit Eltern, und wenn es ums Stillen geht, die Verwendung geschlechterneutraler Sprache. Was ist dafür notwendig?

Hebammen, Ärzte und anderes medizinisches Fachpersonal werden zunehmend für die Bedürfnisse von LGBTQI+-Eltern sensibilisiert, immer mehr Staaten schaffen Zwangssterilisierungen von Transgendern ab – und es gibt eine immer größere Notwendigkeit, die traditionelle Sprache rund um Geburt und Säuglingsernährung anzupassen.

Die Academy of Breastfeeding Medicine (ABM) veröffentlichte kürzlich eine Erklärung sowie Richtlinien zur auf Säuglingsernährung und Laktation bezogenen Sprache. Die ABM erklärte im Einklang mit den Richtlinien der WHO und UNO für ein Ende der Gewalt und Diskriminierung gegen lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle und intersexuelle Menschen1, dass die Sprache rund um Geburt und Säuglingsernährung so inklusiv wie möglich gestaltet werden sollte. Dies gilt sowohl für geschriebene als auch für gesprochene Sprache – wie in Broschüren, so auch in der beruflichen Praxis von Hebammen, Ärzten und anderem medizinischem Fachpersonal.

Geschlechtsidentität


Die Zeit der Schwangerschaft, der Geburt und des Stillens ist für jede und jeden eine verletzliche Zeit. Eine LGBTQI+-Person kann sich dabei noch verletzlicher fühlen, wenn ihre Geschlechtsidentität nicht ernstgenommen und respektiert wird. Darüber hinaus identifizieren sich manche Menschen, die ein Kind auf die Welt bringen, als Mann, während andere Personen eine neutralere Geschlechtsidentität, also weder Mann noch Frau, bevorzugen.

Zunächst sollte die Person nach ihrem bevorzugten Pronomen und ihrer Geschlechtsidentität gefragt werden – „sie/ihr/ihr“, „er/ihm/sein“ oder bei nichtbinären Personen „sie/ihnen/ihr“. In Bezug auf die Geschlechtsidentität sollte auch der geschlechtsinklusive Ausdruck für ihre Rolle gegenüber ihrem Kind berücksichtigt werden (und dabei durchgehend korrekt verwendet werden). Das kann von „Elternteil“ über „Schwangerschaftselter“ bis hin zu einer Kombination aus Begriffen reichen – beispielsweise „Mütter und Schwangerschaftseltern“. Wichtig ist, danach zu fragen und anschließend den Begriff konsistent anzuwenden.

Stillende Menschen


Die für das Stillen verwendete Sprache ist voll von weiblichen Begriffen. Es wird daher empfohlen, die Geschlechtsidentität der stillenden Person zu berücksichtigen und Begriffe zu verwenden, mit denen sich die Person identifizieren kann. Wenn Sie es mit einer Frau zu tun haben, die sich auch als Frau identifiziert, sollten die Begriffe „Brustmilch“ oder „Muttermilch“ verwendet werden. In anderen Fällen kann „Milch“, „menschliche Milch“, „Elternmilch“ oder sogar „Vatermilch“ angemessener sein. Der Kontext bleibt dabei jedoch entscheidend.

Die ABM empfiehlt eine für die involvierten Personen passende geschlechterinklusive Sprache – darunter „stillen, säugen, ausstreichen, abpumpen, Füttern mit menschlicher Milch“.

Mikroagressionen vermeiden


In Schweden, wo die Sterilisation von Transgender-Personen im Jahr 2013 verboten wurde, wurden im Rahmen einer Studie Mikroaggressionen untersucht, denen Transgender-Männer (die bei ihrer Geburt dem weiblichen Geschlecht zugeordnet worden waren) im Zusammenhang mit der Geburt ihres Kindes und dem Stillen ausgesetzt sind.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass diese Männer – das gebärende Elternteil – während ihrer Schwangerschaft verstärkt unter Geschlechtsdysphorie litten. Geschlechtsdysphorie wird von der American Psychiatric Association definiert als psychologische Belastung, die durch eine Inkongruenz zwischen dem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht und der Geschlechtsidentität einer Person entsteht.

Die an der Studie teilnehmenden Personen fühlten sich in der pränatalen Betreuung als Außenseiter. Die in den Beratungen, Gruppenveranstaltungen, Informationsunterlagen und Patientenformularen verwendete Sprache brachte Schwangerschaft nur mit Frauen in Verbindung. Inklusiv verfasste Formulare wurden nur Transgender-Personen ausgehändigt, wodurch sie sich als Sonderfälle fühlten. Die inkonsistente Verwendung von Pronomen führte zu Geschlechtsdysphorie2.

Ärzten und medizinischem Fachpersonal, das den Betroffenen mehr Gehör schenkte und auf die Geschlechtsidentität der Patienten Rücksicht nahm (ohne aufdringliche Fragen zu stellen oder Unbehagen zu zeigen), wurde mehr Vertrauen entgegengebracht. Und genau dieses Vertrauen ist ein wichtiger Aspekt der Beziehung zwischen Eltern und Hebamme.

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Literatur

 

1. Bartick M, Stehel EK, Calhoun SL, Feldman-Winter L, Zimmerman D, Noble L, Rosen-Carole C, Kair LR. Academy of Breastfeeding Medicine Position Statement and Guideline: Infant Feeding and Lactation-Related Language and Gender. Breastfeed Med. 2021 Aug;16(8):587-590.
2. Falck F, Frisén L, Dhejne C & Armuand G (2021) Undergoing pregnancy and childbirth as trans masculine in Sweden: experiencing and dealing with structural discrimination, gender norms and microaggressions in antenatal care, delivery and gender clinics, International Journal of Transgender Health, 22:1-2, 42-53, DOI: 10.1080/26895269.2020.1845905

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