Fütterung für Baby
Brustwarzenveränderungen während der Milchabgabe
Die Kolostrumgewinnung – auch als antenatale Kolostrumgewinnung bekannt – ist nach Ansicht von Forschern eine Möglichkeit, das ausschließliche Stillen zu fördern1.
Egal ob der frühe Einsatz von Muttermilchersatz oder eine gefühlt unzureichende Milchproduktion (perception of insufficient milk supply): Mütter sind beim Stillen mit verschiedenen Hürden konfrontiert, die dazu führen können, dass ihre Babys nicht die empfohlenen sechs Monate lang ausschließlich mit menschlicher Milch gestillt werden.
Die Praxis der antenatalen Kolostrumgewinnung (auf Englisch: antenatal milk expression, AME), also des Abpumpens und Einlagerns der Vormilch während der letzten Schwangerschaftswochen, wird bei Frauen mit Diabetes mellitus eingesetzt1. Können mit dieser Methode jedoch auch andere Mütter länger stillen? Um das herauszufinden, untersuchten Wissenschaftler in Australien, Indien, Großbritannien, den USA und Neuseeland durchgeführte Studien mit über 2842 Frauen2.
Im Großteil dieser Studien wurden Schwangere betrachtet, die nach 36 oder 37 Wochen mit der antenatalen Kolostrumgewinnung begannen und die Vormilch ein- bis dreimal am Tag fünf bis zehn Minuten lang abpumpten. Der Fokus der Studien lag auf dem Wohlergehen der Säuglinge, dem eigenen Stillvermögen, der Milchproduktion sowie den Stillmethoden, und zwar vorrangig in den ersten beiden Wochen nach der Geburt.
Unter Eltern, Ärzten und anderem medizinischem Fachpersonal gibt es die Befürchtung, dass AME ein Auslöser von Wehen sein und das Gestationsalter verringern könnte. Bei der hier behandelten Untersuchung wurden „keine Unterschiede des mittleren Gestationsalters zwischen Teilnehmerinnen, die antenatale Kolostrumgewinnung betrieben, und Teilnehmerinnen in Gruppen mit Regelversorgung“ festgestellt.
Vielmehr wird die antenatale Kolostrumgewinnung immer beliebter und scheint viele Nutzen zu haben. Da jede Mutter einzigartig ist, sollte die antenatale Kolostrumgewinnung jedoch ausschließlich unter der Betreuung einer Hebamme oder einer anderen medizinischen Fachkraft praktiziert werden. Es muss nicht nur die individuelle Situation der jeweiligen Mutter bewertet werden. Mütter müssen auch die korrekte Technik erlernen und wissen, wie die Vormilch sicher gelagert werden kann.
Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Milchproduktion von AME-Müttern (Mütter, die antenatale Kolostrumgewinnung betrieben) verbesserte und die Mütter von einem früheren Milcheinschuss als erwartet berichteten. Darüber hinaus setzte der Milcheinschuss bei Frauen, die bereits Kinder hatten, früher ein als bei ihren vorhergehenden Geburten.
Im Vergleich zu Müttern, die keine antenatale Kolostrumgewinnung betrieben, setzte bei AME-Müttern die Bildung der vollen Muttermilch früher ein – 30 Minuten bis sechs Stunden nach Stillbeginn nach der Geburt.
Bei einem postpartalen Krankenhausaufenthalt wird mit der antenatalen Kolostrumgewinnung außerdem dafür gesorgt, dass Säuglinge durchgehend mit menschlicher Milch versorgt werden. In der geprüften Literatur wurde nachgewiesen, dass im Vergleich zu Müttern, die keine antenatale Kolostrumgewinnung betrieben, ein höherer Prozentsatz an Säuglingen von AME-Müttern im Krankenhaus ausschließlich mit menschlicher Milch versorgt wurde.
Selbstvertrauen ist ein zentraler Faktor, wenn es um die Stillmotivation von Müttern geht. Einer der Vorteile der antenatalen Kolostrumgewinnung (AME) ist die Stärkung des Selbstvertrauens frischgebackener Mütter. Mit der AME hatten die Frauen nicht nur die Möglichkeit, sich mit ihren Brüsten vertraut zu machen, sondern konnten auch praktische Übungen vor der Geburt ihres Kindes durchführen. Diese Frauen wurden von der Gewissheit beruhigt, dass sie Vormilch vorrätig hatten – nur für den Fall, dass Probleme auftraten. Darüber hinaus sahen sie dank AME, dass sie Muttermilch produzieren konnten.
Bei Babys von Müttern, die antenatale Kolostrumgewinnung praktizierten, war nach ein bis zwei Wochen nach Geburt die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie auch weiterhin mit Muttermilch gestillt werden würden. Außerdem wurde berichtet, dass die Babys solcher Mütter weniger oft mit Mutterersatzmilch gefüttert wurden – drei Monate nach der Geburt wurden 50 bis 60% der Säuglinge ausschließlich mit Muttermilch versorgt.
Diese Untersuchung demonstriert das Potenzial der antenatalen Kolostrumgewinnung – und das nicht nur bei Krankenhausaufenthalten oder anderen postnatalen Komplikationen. Mit dieser Methode kann auch dafür gesorgt werden, dass Mütter ihre Säuglinge über einen längeren Zeitraum ausschließlich mit Muttermilch versorgen. Hebammen und andere medizinische Fachkräfte sollten diese Methode ruhig mit Eltern besprechen, die ihr Kind auf natürliche Art stillen möchten, damit sie und ihr Neugeborenes eine bessere Chance haben, von den Vorteilen des ausschließlichen Stillens zu profitieren.
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1. Breastfeeding with diabetes, Philips Avent Academy
2. Juntereal NA, Spatz DL. Integrative Review of Antenatal Milk Expression and Mother-Infant Outcomes During the First 2 Weeks After Birth. J Obstet Gynecol Neonatal Nurs. 2021 Aug 14:S0884-2175(21)00124-6.